Grundlagen der Virtualisierung

Einleitung

Virtualisierung ist eine zentrale Technologie der modernen Informationstechnologie, die Unternehmen und Organisationen hilft, ihre IT-Infrastruktur effizienter und flexibler zu gestalten. Durch Virtualisierung können mehrere Betriebssysteme und Anwendungen gleichzeitig auf einer einzigen physischen Hardware betrieben werden. Dabei wird ein virtueller Computer (virtuelle Maschine) simuliert, der unabhängig von der zugrunde liegenden physischen Infrastruktur agieren kann. In diesem Beitrag werden die wichtigsten Grundlagen der Virtualisierung ausführlich erläutert, um ein fundiertes Verständnis für diese bedeutende Technologie zu vermitteln.

Inhalt

1. Was ist Virtualisierung?

Virtualisierung bezeichnet die Entkopplung von Software und Hardware, indem physische Ressourcen wie Rechenleistung, Speicher und Netzwerk in virtuelle Einheiten aufgeteilt werden. Mithilfe spezieller Software – dem sogenannten Hypervisor – können mehrere virtuelle Maschinen (VMs) auf einem physischen Host betrieben werden. Jede dieser virtuellen Maschinen verhält sich wie ein vollständiger Computer mit eigenem Betriebssystem und eigener Hardwarekonfiguration.

Ein anschauliches Beispiel: Auf einem leistungsstarken Server mit 64 GB RAM und 16 Prozessorkernen können durch Virtualisierung beispielsweise zehn virtuelle Maschinen mit jeweils 6 GB RAM und 2 Kernen betrieben werden. Diese teilen sich die physische Hardware effizient und isoliert, sodass sie unabhängig voneinander arbeiten.

Die Virtualisierung bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Unternehmen können ihre vorhandene Hardware besser ausnutzen, da sie nicht mehr für jeden Dienst einen eigenen Server benötigen. Gleichzeitig lassen sich virtuelle Maschinen schnell erstellen, kopieren, sichern und bei Bedarf auf andere Systeme verschieben.

2. Vorteile der Virtualisierung

Die Virtualisierung bietet eine Vielzahl an Vorteilen gegenüber einer rein physischen Infrastruktur. Einer der größten Vorteile ist die Kostenersparnis, da weniger physische Server benötigt werden, was sich direkt auf Anschaffungs-, Energie- und Wartungskosten auswirkt.

Darüber hinaus erhöht Virtualisierung die Ressourcenauslastung. Statt viele Server mit geringer Auslastung zu betreiben, kann ein einzelner Server effizient mehrere virtuelle Maschinen beherbergen. Dies spart nicht nur Platz, sondern auch Strom und Kühlung.

Ein weiterer Vorteil ist die enorme Flexibilität: Neue Systeme lassen sich innerhalb weniger Minuten als VM bereitstellen. Updates und Tests können in isolierten virtuellen Umgebungen durchgeführt werden, ohne die Produktivsysteme zu gefährden.

Auch die Sicherheit profitiert, da virtuelle Maschinen voneinander isoliert sind. Fehler oder Schadsoftware in einer VM beeinflussen nicht automatisch die anderen Systeme.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Vorteile zusammen:

VorteilBeschreibung
KostenersparnisWeniger physische Server, geringere Energie- und Kühlkosten
RessourcennutzungHardware wird effizienter genutzt durch mehrere VMs pro Server
FlexibilitätVMs lassen sich schnell erstellen, klonen, verschieben und sichern
SkalierbarkeitNeue Systeme lassen sich per Software schnell hinzufügen
IsolierungFehlerhafte VMs beeinflussen andere nicht

3. Hypervisor-Typen

Ein Hypervisor ist die Software, die virtuelle Maschinen verwaltet und die Kommunikation zwischen virtuellen Maschinen und der physischen Hardware koordiniert. Man unterscheidet zwei Haupttypen von Hypervisoren:

3.1. Typ-1-Hypervisor (Bare Metal)

Ein Typ-1-Hypervisor wird direkt auf der physischen Hardware installiert, ohne dass ein Betriebssystem dazwischenliegt. Dadurch bietet dieser Typ eine sehr hohe Leistung und eignet sich besonders für den Einsatz in Rechenzentren und produktiven Umgebungen. Typische Vertreter sind VMware ESXi, Microsoft Hyper-V in der Core-Variante, Proxmox VE und Xen Server.

3.2. Typ-2-Hypervisor (Hosted)

Ein Typ-2-Hypervisor wird innerhalb eines bestehenden Betriebssystems installiert. Diese Variante ist besonders geeignet für Entwicklungs- und Testumgebungen, da sie einfach zu handhaben und auf Standard-Desktops installierbar ist. Beispiele für Typ-2-Hypervisoren sind Oracle VirtualBox, VMware Workstation oder Parallels.

Die Unterschiede der beiden Typen zeigt folgende Tabelle:

MerkmalTyp-1 (Bare Metal)Typ-2 (Hosted)
InstallationsbasisDirekt auf HardwareAuf Betriebssystem
PerformanceHochMittel
EinsatzzweckRechenzentren, ServerTestumgebungen, Schulung
BeispieleESXi, Hyper-V, ProxmoxVirtualBox, VMware Workstation

4. Aufbau einer virtuellen Umgebung

Eine typische virtuelle Umgebung besteht aus mehreren Ebenen. Ganz unten befindet sich die physische Hardware: Prozessor, Arbeitsspeicher, Festplatten, Netzwerkkarten. Darauf wird ein Hypervisor installiert, der den Zugriff auf diese Hardware für die darüberliegenden virtuellen Maschinen steuert.

Jede virtuelle Maschine hat ihr eigenes virtuelles Betriebssystem (z. B. Windows oder Linux) sowie eigene virtuelle Hardwarekomponenten wie CPU, RAM, Netzwerkkarte oder Festplatte. Diese Komponenten werden vom Hypervisor abstrahiert und mit den physischen Ressourcen verknüpft.

Im Folgenden eine schematische Darstellung:

5. Anwendungsbeispiele

Virtualisierung kann in unterschiedlichen Szenarien eingesetzt werden:

  1. Serverkonsolidierung: Viele Unternehmen betreiben ihre Dienste wie E-Mail, Datenbanken und Webserver auf separaten Servern. Durch Virtualisierung können all diese Dienste als VMs auf einem einzigen physischen Host konsolidiert werden, was Platz, Strom und Verwaltungsaufwand spart.
  2. Testumgebungen: Entwickler benötigen häufig isolierte Umgebungen zum Testen neuer Software oder Konfigurationen. Mit Virtualisierung können schnell mehrere VMs mit unterschiedlichen Betriebssystemen und Softwareversionen bereitgestellt werden.
  3. Schulungslabore: In der Ausbildung oder Weiterbildung können komplexe IT-Umgebungen simuliert werden, ohne dass teure Hardware benötigt wird. Schüler*innen und Studierende können gefahrlos lernen und experimentieren.
  4. Disaster Recovery: Virtuelle Maschinen können regelmäßig gesichert und auf anderen Hosts wiederhergestellt werden. Im Katastrophenfall lässt sich die gesamte IT-Umgebung auf neuer Hardware in kurzer Zeit rekonstruieren.

6. Begriffserklärungen (Glossar)

Um die Welt der Virtualisierung besser zu verstehen, sollten einige grundlegende Begriffe bekannt sein:

BegriffErklärung
VMEine virtuelle Maschine, die wie ein eigenständiger Computer funktioniert
HypervisorDie Software, die virtuelle Maschinen erstellt und verwaltet
SnapshotEine Momentaufnahme einer VM, die den Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt sichert
vCPUEine virtuelle CPU, die einer VM zugewiesen wird
ISO-DateiEin digitales Abbild eines Installationsmediums (z. B. eines Betriebssystems)
CloningDas Erstellen einer identischen Kopie einer vorhandenen VM
Thin ProvisioningEine Speicherzuweisung, bei der der Speicherbedarf dynamisch wächst

Fazit

Virtualisierung ist heute aus modernen IT-Infrastrukturen nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglicht es, effizienter mit Ressourcen umzugehen, Kosten zu senken, Systeme schneller bereitzustellen und sicherer zu betreiben. Ein grundlegendes Verständnis der verschiedenen Virtualisierungstypen, der Rolle des Hypervisors sowie der Einsatzmöglichkeiten virtueller Maschinen ist unverzichtbar für angehende Fachinformatiker*innen, Systemadministratoren und IT-Architekten.

Die Entwicklung geht kontinuierlich weiter – insbesondere in Richtung Containerisierung und Cloud Computing. Wer die Grundlagen der Virtualisierung versteht, ist bestens darauf vorbereitet, auch zukünftige Technologien zu meistern

Nach oben scrollen